wertingen panorama

Nachdem die Abstimmung nun vollzogen ist und das demokratische Ergebnis vorliegt wollen wir zum Abschluss an dieser Stelle die Resümees unserer FW-Fraktion festhalten. Was hatten unsere Räte im Jahr 2021 zum Thema Ärztehaus am Ebersberg und zur Gesundheitsversorgung im Zusamtal für Meinungen: (in alphabetischer Reihenfolge)

Fraktionssprecher Frieder Brändle:

Das Thema Gesundheitswesen ist kompliziert, vieles ändert sich, weil offizielle Vorgaben so sind, auch in Wertingen. Es erfordert viel Sachkenntnis und neue Ideen um einen guten Weg zu finden.

Jeder Stadtrat, der sich für das Thema interessiert hat, ist seit mindestens 3 Jahren mit dem Thema Ärztehaus befasst. Es wurde eine 13:8 Abstimmung für ein innovatives, hoffnungsvolles Projekt getroffen, mit klarer Favorisierung des Ebersbergs, der schon davor mit hoher Mehrheit als bester Standort ausgemacht wurde.

Die demokratische Kompetenz des Stadtrates wurde mit der Entscheidung vom Wochenende ausgehebelt. Es sind viele neue Spezialisten auf den Plan getreten.
Den meisten Wählern ging es angeblich um die Verhinderung eines 11-Stöckigen Gebäudes, genau darum geht es eben nicht, auch dieses wurde mehrfach erklärt.

Von 27,2 % der wahlberechtigten Wertinger Bürger wurde eine Entscheidung herbeigeführt, gegen ein Ärztezentrum am Ebersberg. Ist die Tragweite dessen allen bewusst? Auch Patienten die nicht in Wertingen wohnen, sind davon betroffen, konnten aber nicht mit abstimmen.

Die Wirkung des Neins nach Außen ist sehr problematisch: sinnvolle und überregional wichtige Projekte können durch ein solches Wahlergebnis ausgebremst werden.
Die Chance eines medizinischen Zentrums am Ebersberg als Impulsgeber, ist nicht mehr umsetzbar. Es wird andernorts, wenn überhaupt in unserem Ort, nach breit gefächerter, auch spezialisierter und fachübergreifender ärztlicher Hilfe gesucht werden.

Verkehrsprobleme lassen sich lösen, über Gebäudegestaltung kann man vorhabenbezogen reden und einen Kompromiss finden, wenn aber keine zukunftsfähige Patientenversorgung aufgebaut wird, wird das ein permanentes Defizit mit allen Folgen für unsere Stadt.

Ruhe soll einziehen? Im Gegenteil: alle die sich mit erheblichem Aufwand gegen dieses Projekt gestemmt haben sind Antworten schuldig, solche die umgesetzt werden können.
Es geht um die Zukunft der medizinischen Versorgung im Zusamtal und weit darüber hinaus.

Sie bereitet mir Sorgen.


Matthias Buhl:

Ich bin enttäuscht, weil eine Chance vertan wurde, welche unserem Städtle und deren Bewohnern kurze Wege zu diversen Fachärzten ermöglicht hätte. Außerdem wäre es auch eine Stärkung für die heimische Wirtschaft gewesen, da die Patienten nach ihrem Arztbesuch eventuell noch zum Einkaufen oder ins Cafe gehen. Es war alles noch offen und hätte offen diskutiert werden können wie z.B. über die Höhe und die genaue Nutzung der Stockwerke. Ein Bürgerbegehren hätte dann immer noch kommen können.

Für Investoren der Stadt Wertingen ist das auf jeden Fall kein gutes Zeichen nach Außen. Denn wer investiert schon in weitere Planungen zu der man eventuell auch öffentlichen Grund benötigt, wo dann eine Ablehnung durch die Bürger vorprogrammiert ist.

Die Antwort der Unterstützer des Bürgerbegehrens wie es nun weiter geht, ist für mich eine Farce. Für mich, eine Großzahl der Stadträte, dem Landrat und auch für einige Ärzte des Kreiskrankenhauses Wertingen gab es schon eine gute Lösung für die Unterstützung des Wertinger Krankenhauses – nämlich das Ärztehaus.

Leider wurde dies abgelehnt. Jetzt, so finde ich, sollten die Gegner dieses Vorschlages ein tragfähiges Konzept vorlegen. Denn nur kritisieren und keine bessere Lösung für den Erhalt des Krankenhauses vorzulegen ist sehr einfach. 


Markus Müller:

Als ich im vorigen Jahr neu in den Stadtrat kam war die Standortfrage, für ein innovatives Ärztehaus am Krankenhaus schon geklärt. Sowohl die Stadtratsfraktionen, als auch der Aufsichtsrat der Kliniken GmbH waren sich über Parteigrenzen hinweg für eine Entwicklung am Krankenhaus einig. Der Investor konnte überzeugt werden, seine Planungen an der Dillinger Straße einzustellen und diese am Ebersberg aufzunehmen. Das war die Vorgeschichte, die mit Sicherheit besser und anders kommuniziert hätte werden können.

Allerdings wäre ein vorhabenbezogener Bebauungsplan als öffentliches, transparentes Planungsverfahren für mich nun das richtige Instrument gewesen, um die Idee weiter zu entwickeln und für kritische Punkte notwendige Kompromisse und Lösungen zu finden. In diesem nun abgelehnten Planungsverfahren wären Bürger, Stadtrat und Behörden als Träger öffentlicher Belange einbezogen worden. Jeder einzelne hätte Kritikpunkte einreichen können, diese hätten geprüft und abgewogen werden müssen.  Am Ende wäre nach vielen Verfahrensschritten eine tragfähige Lösung und ein guter Kompromiss gestanden, so mein Ziel.

Da momentan noch gar nichts feststand, führten leider zahlreiche Mutmaßungen zu einer viel zu emotionalen Debatte. Keine Frage, die Bedenken der Bürger sind ernst zu nehmen. Durch die vielen Emotionen in den Debatten war jedoch für mich die sachliche Befassung zu sehr im Hintergrund. Wenn ich die Aufgaben und Haushalte von Stadt und Landkreis sehe, so bin ich persönlich der Meinung, dass wir in einzelnen Teilbereichen Öffentliche-Private-Partnerschaften brauchen. Nicht umsonst nehmen solche Modelle in den Kommunen zu.

Gute Beispiele werden auch auf den Seiten der jeweiligen Staatsministerien beworben. Ich fand auch das Gesamtkonzept mit Krankenhaus, Pflegeschule, Pflegeheim, Ärztehaus und Parkhaus gut und zielführend. So würde Wertingen durch anstehende Investitionen als Medizinstandort in der Region gestärkt. Jetzt stehen wir wieder am Anfang und haben Zeit verloren. Ich hoffe dennoch, dass noch gute Wege im Sinne von Wertingen, unserer Ortsteile und der Region gefunden werden können.

Obwohl ich erst neu im Stadtrat bin glaube ich jedoch, dass wir einen neuen Politikstil brauchen. Wir müssen mehr über Fraktionsgrenzen hinweg miteinander reden. Einige machen das schon, andere agieren mehr isoliert oder taktisch, das finde ich im Sinne des Ganzen nicht zielführend. Bei der Frage der Krankenhäuser in unserem Landkreis halte ich rein gar nichts davon, wenn vereinzelt versucht wird Dillingen und Wertingen gegeneinander auszuspielen.

Sorge bereiten mir die bundespolitischen Vorgaben im Gesundheitswesen. Hoffnung sehe ich darin, dass es einen parteiübergreifenden Konsens zu unseren Krankenhäusern in kommunaler Trägerschaft gibt. Ich finde man sollte auf den vielen Gemeinsamkeiten aufbauen, anstatt oft das Trennende zu diskutieren.


Reinhold Wörle:

Ich erwarte von der CSU und SPD im Kreistag konkrete Vorschläge, die dem entsprechen was in den Pressemitteilungen vor dem Bürgerbegehren zum Erhalt, bzw. zum wirtschaftlichen Betrieb der Kreiskliniken vorgeschlagen wurde. Der Aufsichtsrat soll den Geschäftsführer der Kliniken diesbezüglich unterstützen.

Schon immer ist die Führung der Kliniken, auch die des Wertinger Hauses, eine Angelegenheit des Kreises. Wir unterstützen und ermöglichen in der Stadtplanung jegliche sinnvolle Erweiterung, aber wir können und dürfen Gebäude nicht selbst planen.

Es ist für mich nicht verständlich, dass der Verkauf von Grund aus öffentlicher Hand und von vermehrtem Verkehrsaufkommen am Ebersberg hier ein Problem sein soll, nicht aber am Laugnaplatz oder in der Dillinger Straße.